Freitag, 30. Dezember 2011

In eigener Sache

Heute schließe ich meinen Blog "52 Satzwerke".
Dem Blog "365 Zeilen" folgend entstand in der ersten Januarwoche die Idee, ein Jahr lang zu versuchen, jeden Freitag einen nahtlosen Prosatext zu veröffentlichen, der Eindrücke vergangener Tage und grundsätzliche gute Perspektiven enthielt. Im Gegensatz zu "365 Zeilen", wo ich mir unsicher war, war ich mir hier sicher, dass es gelingen würde.

Ich freue mich nach einem Jahr unverändert an den Texten, sie sind für mich nachhaltig, nachdenklich und nachwirkend. Alle haben sie irgend etwas mit mir zu tun ...

Es wird etwas Neues entstehen, aber in anderer Form ...

In diesem Sinne allen, die hier gelesen haben, alles Gute für den Ausklang des Jahres, viel Schönes beim Jahreswechsel und gute Pläne fürs neue Jahr. Mögen uns die Worte und Stimmen nicht ausgehen.

Herzlichst

Hermann Josef Schmitz

Satzwerk 52

noch einmal aufbegehren verwundbar bleiben in lebensläufen fräsen zweifel das alte jahr ist abgelaufen es hält sich nicht mehr es hat die mindesthaltbarkeit verloren man kolportiert es werde bald ein neues kommen ganz unbekannt und noch verschlossen hältst du in deiner tasche einen kleinen vogel der leise warm in seiner schale liegt spürst seinen schnabelschlag den unnachgiebigen ist dir das neue jahr ans herz gelegt den verletztlichen und den starken zugleich noch schaust du lange in den himmel siehst wie sich eine vogelkette hinter den horizont schwingt bald kleiner wird und kleiner bis sie hinunter fällt am rand der gipfel die hell im lichterglanz den neuen tag eröffnen jetzt ist der himmel still kein schwingen kein schmirgeln doch ahnen wenn die flügel noch ungelenk die luft zerschneiden spürst du den kleinen vogel bald wird die schale aufgebrochen sein ein erster ton ein krächzen dann ein singen ein erster flügelschlag ein flattern dann reisst es die dünne luft auf und fliegt hinaus wir bleiben und wir schauen ins lichte blau scheinbar ist nichts geschehen und doch so viel es gilt von neuem zu beginnen die blätter weiss mit worten anzufüllen die hände leer mit zärtlichkeit zu füllen und liebe in das neue jahr zu säen es gilt von neuem zu beginnen

© 52 Satzwerke

Freitag, 23. Dezember 2011

Satzwerk 51

die weihnachtsmärkte gehen unter selten mischen sich engel unters volk ihre stimmen sind längst verloren gegangen zwischen bratwürsten und glühwein singt ein verlorener stille nacht und weiß längst nicht mehr wann die stille umstürzte irgendwann ist etwas schief gelaufen man kann nicht mehr abschalten kann nichts mehr abschalten ist rund um die uhr die lagerfeuer sind die plätze vor den livetickern geht dauernd die welt unter auch die weihnachtsmärkte verlieren ihren index bewertet nicht mehr die geburt jesu ist längst eine faule ausrede geworden zwischen den büchern destilliert sich die wahrheit zwischen den niedergängen absorbiert sich das leben und beginnt wieder von neuem etwas ist schief gelaufen irgendwann hast du dich verloren die saubermänner sind auf fahnenflucht alles im gepäck was zum luxus reicht an den straßen stehen die armgewordenen pilger für die nichts bleibt außer der nackten wahrheit schaust du nach dem wert von etwas das es nicht gibt sie handeln leerräume niedergänge zufälle ausreden sie handeln um ihr leben und merken es nicht etwas ist schief gelaufen und niemand hilft dir da raus geh nachhause schalte die welt auf den bildschirmen ab entzünde eine kerze eine für dich und schau nach auf weißem papier liegt die geschichte wie ein schatten und es braucht nichts mehr als eine hand einen arm ein herz im gleichklang ein mensch der dir etwas bedeutet und dann kannst du wieder beginnen es ist an der zeit sie ist immer richtig

© 52 Satzwerke

Freitag, 16. Dezember 2011

Satzwerk 50

wer tröstet die vergessenen zärtlichkeiten und noch viel mehr all die hautfenster die ins leere schauen und das gepäck das sie tragen ohne liebe so schwer und an den ständen in den geschmückten städten singen sie schon wieder falsch wie jedes jahr last christmas und john lennon dreht sich wo auch immer die kassen stürzen in den verlust zwischen backwerken und laufbändern haben sie aufgegeben feiertage traurige feste zweitbeste lösungen und keine post mehr nur noch blaue briefe ermahnungen ausgerichtet an die falschen werte die man sich geschenkt hat die zärtlichkeiten sind es die notwendig wären im lustvollen schweigen in geschenkten räumen werde ich meine eigenen worte ihrem reim überlassen und keine lieder singen viel zu schön kann das schweigen sein zärtlich behutsam in die stille schwingt sich der stolz aufrichtig kaum erfassbar ein inniges gefühl und du würdest diesen moment unter den hohen decken zwischen dem fenstergitter leuchtet der mond würdest du diesen einen moment gerne halten die zärtlichkeiten bleiben im vergehen und kommen aufs neue das wird ein fest ein leuchten ein liebevolles halten zwischen den augen

© 52 Satzwerke

Freitag, 9. Dezember 2011

Satzwerk 49

man kann den sternen glauben gläubige oder gläubiger das ist ein großer unterschied und manchmal auch keiner ob die wahrheit hinter der welt entsteht oder sowieso sind die erwartungen nicht immer zu erfüllen wonach fragt einer wenn er etwas nicht will und wenn das fragen im schweigen es lohnt sich nicht aufzugeben geduldig zu bleiben unbedingt zu lieben was dir in der geburt geschenk geheimnis ein seidener himmel aus lichtem grau wir werden an einem freitag nicht wissen können die läden voll stoff musik und liebe zwischen den stunden den verpflichtungen entwachsen gönnen wir uns dem leben die schweren zeiten haben etwas versöhnliches in der nachbetrachtung und vieles ist anders als sie die pflegesätze festlegten sprachen sie von geld dabei ging es um etwas anderes jetzt hat man die türen verschlossen keine interviews keine bilder die einsamkeit duldet keine gesellschaft keine aufmerksamkeit und meistens hat sie so nichts mit der stille kommen die schweren gedanken und wenn du sorgfältig bist die freude und die besinnung auf dich selbst das el dorado der wörter blau im überfluss des spätherbstes verschwunden morgen wird dich der tag aufs neue versuchen lassen dir versuchung sein geh die träume entlang und lass dich fallen in die umarmung der aufhellenden stunde vertraue dem was du noch nicht kennen kannst vertraue dir in dem was du sein wirst

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Freitag, 2. Dezember 2011

Satzwerk 48

die kragenweite passt herr von eden nicht in die schablone die bewegungen sind gespalten jemand fordert die karten auf den tisch zu legen aber nichts ist sicher vor nichts und niemand und das ist die chance sich dem leben aufrichtig zu stellen das bezeichnende hervorzuholen danach zu suchen die alten wunden löschen die nichts besser machen und den einsatz erhöhen für die freude am leben hat man zu lange geschwiegen nichts tröstet mehr die himmelweiten fenster scheinen erreichbar aber du hast die worte falsch verstanden bleibst markiert für die jahre die kommen ohne sicherheit der tritt ins leere der fall in die höhe der verlegene ruf ist untergegangen auf den märkten kauft einer eine tanne und einer trägt worte in seiner tasche von hier und damals und morgen und bald schreiben sie von seilschaften verwandschaften hintergründe dann gehst du dorthin wo die andere seite von dir wohnt und schaust auf dich und findest mehr liebe als du geahnt hast findest mehr freude als die dunkle seite der nacht verriet findest mehr gelassenheit als das leben erwartet hat so kannst du deinen kragen weiten und dich nicht fragen ob es wichtig ist die karten auf den tisch zu legen sondern zu wissen du brauchst kein ass im ärmel das leben ist anders und es ist dir in allem letztlich gut

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Freitag, 25. November 2011

Satzwerk 47

kann man die zukunft bejahen oder ist das ein falsches versprechen um die gewinne zu begünstigen und die zukunft anderer zu bejahen wie lässt sich etwas beschreiben anstatt zu bejahen oder zu verneinen worum geht es denn eigentlich was ist die zukunft und wie schmecken zankäpfel den auslieferungen ausgeliefert sein horizontal und niemand fragt dich was er gerne fragen würde die wege trennen sich recken sich vergebens die hohen räume die vertrockeneten regentöpfe der blaue fisch schwimmt nicht mehr bevor der advent beginnt fallen in den nächtlichen hinterhöfen die tannenbäume in den himmel immer hat einer andere möglichkeiten andere ausreden tolle argumente und doch geht es um die alleingebliebenen auch ohne weihnachtsbäume die wärmen nicht nachts wenn einer nach schutz sucht wenn einer eigentlich nichts mehr benötigt als einen zuneigenden blick eine bestimmung einen moment in dem das alleinsein ausgegrenzt wird dann kannst du dich aufmachen es gibt so viele gelegenheiten abseits der vorgaben der moralischen wenn und aber lachendes und weinendes auge kann sich aufmachen und das tun was ein lachendes und ein weinendes auge am besten kann nicht in die zukunft schauen denn die ist immer jetzt und das zählt der zugeneigte blick das ankommen und bleiben das umarmen das verschenken von zeit nähe und herzlichkeit ist immer möglich

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Freitag, 18. November 2011

Satzwerk 46

was war schon die wirklichkeit wer kannte sie schon frau jones kam nicht aus afrika aber wie sollte das die alte dame verstehen auf verschiedenen ebenen hingen stimmungsbilder worte schrieben sich zwischen liegengebliebene gedanken waren wir kleine schiffe die sich ohne plan in einem fremden hafen gefunden hatten sich selbst vertäuten und ungefähr blieben du hattest dich an den tagen abgeweint mühsam kamen die untersuchungen voran vor allen versuchungen die städte waren treibhäuser ohne aufsicht und hinter den absichten steckte die herrin des schwarzbaus ein dilemma all das du schriebst neue drehbücher über die wirklichkeit welche wirklichkeit während ihr haar wie ein schal um den hals lag glänzend zwischen den strähnen unverständliche dialoge ein messer schnitt das schwirren der weite auseinander dahinter stille die sich streckte räkelte und sich nicht beweisen musste weil sie war einfach da es lag an dir an mir an den anderen etwas daraus zu gestalten etwas zu finden auf dem und in dem die stille mehr platz bekam in einer wolke einem schatten der über einen grat fiel einem blatt das sich ausruhte in einem berührten herzschlag einer feder an der wimpernallee hinter der seele am meisten unberührt blieb am ende die stille

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Freitag, 11. November 2011

Satzwerk 45

ausgelöst durch das ankommen und weggehen begrüssungen und abschiede heimat und fernweh sie treiben in wohnmobilen über fernstrassen und kommen schon lange nicht mehr dort an wo das herz seinen besten platz hat im zusammensein mit den besten menschen die einen nähren sich leise ohne fragen nähern da sind ohne verrechnung an einem hellen tag der zu kurz ist der nicht bleiben darf an einem hellen tag der den winter lauern sieht und keinen augenblick vertäut das licht der leere mund klar die entkommenen worte auf einer leiter zwischen den schluchten ein fluss trennt die stadt ein fluss aus steinernem wasser die fische hängen tot an den bäumen unter den ufern versammelt sich der ungehorsam wittert morgenluft an einem hellen tag der zu kurz ist zum überleben der sich häutet bis zur unkenntlichkeit verbleibst du an den bildschirmen hast die zeit im griff und ihren puls im genick längst verloren sind die tage dunkel wenn du gehst und bleiben dunkel im ankommen still ohne ein wort von händen zu händen sehnst du dich nach hellen tagen die in ihrer kürze mehr sind als wochen ein geschwungener schatten wie ein dunkler riss im schaudernden grün aus dem nichts ein gewachsenes schloss hier wirst du eines hellen sommertages das fernweh besiegeln besiegen wirst dich aus dem eigenen leben auslösen und doch du selbst bleiben am stillen tor das sich tonlos öffnen lässt wirft ein sattes gerippe sonnenblätter ein teppich aus leuchten zum abschied dahinter nimmst du die hand und weißt es wird so sein wie es endlich zeit wird

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Freitag, 4. November 2011

Satzwerk 44

besser schien es sich nicht einzurichten im leben sondern achtsam zu bleiben unterwegs zu sein und immer einen platz zu hause zu haben oder hinter dem ufer im oktobergras am morgen taufontänen dieses gute gefühl die stille durchquert zu haben und reich gefüllt an neuen worten eindrücken poesie zwischen den fallenden blättern ein einziges leuchten honigfeuer brannten wie wilde flügel in den aufgehenden tag die nacht hatte ihre fläche verloren und die toten waren milde ihr gedenken blieb an eine zeit die das gute darstellte und die schwierigen zeiten vergaß der körper war ein verlies ohne fenster einmal grub sich die angst ein winziges loch und kam doch wieder zurück die dunklen sehnsüchte blieben verborgen ihr beschreiben blieb scham in den städten hatten sie aus den menschen laborratten gezüchtet nichts blieb zulänglich sie hatten sich eingerichtet gefangen eingewöhnt du kamst aus einem anderen land der fluß atmete zwischen den feuergärten die luft war wie ein wildes pferd das darauf wartete seine box verlassen zu können und während du liefst liefen deine augen über saugte sich deine welt in diesem leuchtenden zerfall und dem wissen das hinter den nackten zweigen der flaum aufgehender knospen atmete es war ein morgen voller unberührtheit voll leuchtender stille und du wusstest die welt war zu retten im kleinen und in manchen augenblicken auch im großen glück an deiner seite das war mehr als worte als farben als musik das war erfüllung das war das leben

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Freitag, 28. Oktober 2011

Satzwerk 43

kontingenz das unvorhergesehene zusammenkommen von menschen ereignisse von großer bedeutung bliebe da nicht dieses brennen zwischen den gedanken fernbeziehungen scheitern nicht mehr an plagiaten nur noch im original lebendig sein dürfen unversehrt man kann es manchmal nicht glauben was sich alles bewältigen lässt und wenn am ende der durststrecken ein neuer tag beginnt räkelnd ausdehnend die lichtschlangen aus ihren territarien schlüpfen unverbesserlich wenn du die zimmerlautstärke übertrumpfst und es nicht glauben kannst es ist geschafft es kann neu beginnen wenn jetzt noch die turmuhr die richtigen zeiten verspricht wird es gelingen du wählst dich in fernverbindungen zwischen den stillen stunden legst du brände die städte auf den intensivstationen waren noch nie dein lebensraum du sehnst dich schon lange wieder nach dem schmalen fluss der alle entwicklungen offen lässt die zukunft mag ungewiss sein und das ist auch besser so aber du stellst dich mag kommen was will du bist bei dir angekommen und du gestattest dir das was passiert in der weite das glühen der sterne das herzversagen der städte die verbundenheit im wind die nachtsegel das verwehte flüstern der versprechen die doch ankommen ohne worte längst ist das unvorhergesehene kein zufall mehr gewesen es hat gedauert hat sich die zeit genommen bis es geschah unverhofft ohne anstrengung großes glück

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Freitag, 21. Oktober 2011

Satzwerk 42

vielleicht ist die größte zumutung des lebens man selbst nichts ist verletzlicher sagte der mann mit dem langen bart der die vielen bücher schrieb als der eigene körper und seine unzulänglichkeiten und gleichzeitig seine besonderheiten und eigenarten pflegen manche wie flechten sich in das leben der anderen und ist nichts mehr von einem tag zum anderen wie es war wie ist das wenn man nichts hat auf das man stolz sein kann für das man einstehen will das einem zueigen ist das man liebt nicht den menschen aber die menschen darin wie ist das durch die tage zu gehen und zu frieren kein geflecht zu finden zu anderen neuen fremden fremdartigen spannenden gedanken ideen wortverbindungen wie ist das wenn die stille sich wie ein tumor in die räume legt unauffällig verletzlich nachhaltig und die eigenen worte am morgen wenn der regen eine verpackung um das mondlicht legt schal klingen wenn du in abseitsfallen läufst um die du weißt und doch keinen anderen weg mehr kennst es gibt keine fliegenden wechsel und selbst die warteschleifen haben das rezept zum anderssein verschlafen und so bleibt dir nichts anderes als dich dir zuzumuten ohne wenn und aber wissen es können wieder andere tage kommen wo das leben keine fallen stellt und dir zärtliche verführungen an den rand stellt dafür lohnt es zu gehen

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Freitag, 14. Oktober 2011

Satzwerk 41

dann wohnst du in der stille einer gewärmten schublade ohne punkt und komma es sind keine sätze da keine weißen blätter auf die man etwas hätte schreiben können draußen rüttelt der wind an den zäunen sommer hängt noch in den bildern morgens züngeln wintersegel an deinem fenster lampenfieber lichtungen lichtzungen spiegelbäume ein anderer wald das schweigen hat sich eingerichtet die schlüssel schließen andere türen auf endgültigkeit kann schön sein und schwierig werden es ist nicht die zeit die verrinnt die passanten der jahreszeiten taumeln flüchten verlangen verzehren sich ohne reue in fernen lagern in den hochburgen der feinen gesellschaften in denen man die krisen verschweigt als wäre es ein kurzzeitiger hautausschlag dann trägt der tag nicht mehr den schmerz verlangsamt sich bis zur stille hin überdenkt man die einstellungen haltungen ein einziger satz und die hoffnung das es eine bessere heimat als die vergangene gibt eine die sich neu stellt und den zurückgebliebenen ein verschlossenes fenster ins oktoberblau öffnet damit die sterne leuchten können und dieser eine der einen platz für dich bekommen hat jetzt ist die zeit platz zu machen auch wenn es niemand versteht auch wenn es niemand will wird man nicht gefragt ob es noch dinge gegeben hätte es gibt für manches nie den richtigen kalendereintrag es gibt keine fahrpläne in eine andere welt keine wegbeschreibungen sondern nichts anderes als glaube liebe und hoffnung kreuz herz und anker und allein das herz hat den wichtigsten platz immer für immer

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Freitag, 7. Oktober 2011

Satzwerk 40

am morgen räuspert sich das meer die syntax der summertime blues an der bahnhofstrasse das verblichene tor die erröteten bäume und das debüt der möglichkeiten im hinteren viertel ernten sie streuobstbäume die selbstdarstellung bedeutet ihnen mehr als die eigene verleugnung und das brot das sie geschnitten und nichts als verzweiflung vor der leere sich selbst zu begegnen verlagern sie aufgeräumte hauseingänge dahinter sortiertes schweigen im blauschimmer der übertragenen künstlichkeiten nachts spazieren katzen und igel durch die verbauungen umwege unaufgeräumtheiten am berg die kirche cantus avium man schneidet die fäden ab verklebt die enden mit feuer legt die wunden still der blick erstickt im lärm der stimmen im schweigen der parolen den visionären hat man ein denkmal geschenkt auch wenn man sie jahre zuvor auslachte es war wichtig zu bleiben hungrig zu bleiben nach dem zu suchen was das leben an möglichkeiten bereit hielt oder dem leben die eigenen möglichkeiten zur verfügung zu stellen aufhören etwas zu beklagen was lächerlich war wissen wie priviligiert diese welt an manchen stellen war und dann die geschichte mit dem hammer nicht mehr verinnerlichen und nicht mehr wegwerfen was nicht weggeworfen gehört und es wieder und wieder versuchen das leben und das was es besonders macht die liebe die unbedingte liebe die leise liebe die hinter der haut hinter der stirn hinter den augen hinter den worten die wahre liebe wortlos hautnah augenwarm

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Freitag, 30. September 2011

Satzwerk 39

blaustücke den störfeuern entkommen abgebrochene verbindungen auch wenn blut dicker als wasser ist die liebe noch dicker als blut und sucht man sich menschen die einen verstehen sie schrieben einst von schubladen in die sie nichts stecken wollten und sind selbst mehr denn je darin gefangen die tragflügel der nachtragenden halten so lange bis sie an sich selbst die angst ist ein schlechter begleiter wen kann man ermutigen wenn man so lange entmutigt wurde rette sich wer kann oder rette auch dich selbst wenn du eine ehrliche haut bist kommst du damit besser durchs leben noch suche ich die niststelle an den neuen wänden keine holzwege bitte keine holzwege mehr und auch keine selbstoffenbarenden appelle ohne sache und beziehung das gesicht mit den vier ohren ist morgen wieder gefragt heute bleibt die stille eine schlafstatt ohne strenge träume ohne hemmschuhe hingebungsvoll schreibst du laternenfinger ins blaugold der ungewohnten spätsommer schreibt ein unbekanntes kapitel mit den gleichen worten ändern sich dennoch die erkenntnisse und liebe bleibt dicker als blut und das ist die voraussetzung für ein herrliches leben mag es kommen wie es will das macht es sowieso aber du kannst dich verlassen das die bäume auch im nächsten jahr blühen und sich die blätter im wandel färben das ist so sicher wie die unsicherheit und das wagnis der liebe ist eine geöffnete zeitschublade und einzig das zählt

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Freitag, 23. September 2011

Satzwerk 38

frau blau ohne interesse an menschen die gerne die stärke des südens als aufdruck auf kaltem metall und sätze die stolpern sich verschlucken aufgeregt im schlund des feuers verbrennen die alten aufzeichnungen es ist glück sich von all dem zu lösen die chance zu haben mit der zeit spielst du alles an die wand des schweigens ein heer von tannen und mitten in der stille auf gedrucktem stoff sehnsucht nichts als hemmungslose sehnsucht nach zweisamkeit ein herz das sich in die wiege des anderen legt die worte auf einem fluss verweinter zeit es gibt einen kleinen unterschied zwischen der bedeutungslosigkeit und dem fehlenden bezug zu einer bedeutung mitten auf dem weg die verachtung für das zeichen der 68er zeit sie schlucken schwer an dem hingeworfenen rüden verweis aber morgen wirst du in die glasstadt fahren und es werden begegnungen entstehen die du unerwartet überraschend liebevoll und überströmend feiern wirst so und so es ändert sich was inmitten des erloschenen feuers das sich mitten in die hülle als seele wortreicher bewegung eingelegt hat kann man bücher verkaufen die gelesen gehören gesehen gefühlt kann man nicht das vergehende wort würde einem das herz brechen unerkannt inmitten der stille einer regalwand feines dekor aber unerkannt all die schätze in den worten zwischen den zeilen schmiegen sich unsagbare zärtlichkeiten und vibrieren wenn sich eine hand entscheidet die seiten zu öffnen

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Freitag, 16. September 2011

Satzwerk 37

ankommen und gefangen von flammenschlünden wolkenstufen goldregen unerhörte schlossgeister vermeintlich ein neubeginn längst ist die seele schon angekommen sie musste nicht nachreisen sie war längst überdrüssig und drängte schon lange weinst du den alten räumen keine träne mehr nach warum bleibt die vergangenheit nicht wenn man geht bleibt das fremde verlangen nach geld sonst nichts mehr zählt was gewesen ist vielleicht muss das so sein schmerzhaft verletzend damit nichts mehr bleibt von dem was gewesen die neuen räume sind weit im stundengeviert noch fremd der klang der glocke ein gefiederter luftton wenn sich die amsel am fenster verirrt und unverhofft ein regenbogen wie nie zuvor herzlich willkommen dort wo du unverhofft ankamst einmal nannten sie es jägerwohnung noch fremd das viele und hohe der hahn mit dem hörsturz die stimme die sich über den berg gewagt hat einen winzigen augenblick vor der fahrt bergab die unbeschriebenen stufen unsortiert glas worte steine musik unter der haut gleichmässig gewordener herzschlag jetzt werden neue tage kommen anders die wege wälder himmel und bögen aus grün die sich ins nichts schmiegen als wäre es schon immer gewesen voller liebe vollendet gereift september

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Freitag, 9. September 2011

Satzwerk 36

vorbilder eine identität hinter dem berg lockt die stimme du trägst sie über den hügel legst schatten über die grasnarben verliert der sommer verliert seine fährte an den eingängen der waldhöfe flattern blattfedern ohne ziel ein einziges mal die zeit zurückdrehen und dich dann trennen von allem was sich angesammelt hat du hast ihnen gesagt sie sollen vorbilder sein abzüge gibt es bereits genug abziehbilder sind die schlimmste form antrainierte worte aufgeblasene sätze ein einziges versagen an der grenze weisen sie dich aus ohne auswege identitätskarten währungen tabellen zum glücklichsein du musst deinen eigenen weg gehen je früher umso besser niemand wird kommen und dir hände reichen die zeiten sind vorbei bevor sie begonnen haben schau nach dem was du magst schau nach dem wie du freude bereiten kannst dir selbst anderen einfach ohne verrechnung sei vorbild auf deine eigene weise starte durch die kürzeren tage und bleibe dir treu denn nichts ist wichtiger als den menschen zum freund zu sein aufrichtig ohne berechnung mutig und klar in der stimme trage sie den berg hinauf schweige wenn es schwer werden könnte halte ausschau und erinnere dich wie sich das anfühlt wenn das ziel sichtbar wird lichtgeflutet farbig die federn leuchtend der fluss sei vorbild und bleibe dir treu

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Freitag, 2. September 2011

Satzwerk 35

dann vergisst einer die zeit jung an tagen weil er einen menschen gefunden hat der ihn interessiert ernsthaft ohne ansprüche einfach so dann bleibt irgendwann der mensch den man lieb gewonnen hat und man bleibt selbst und später fragt man sich was war dann die ordnung in die man sich in die einen andere fügten was war was bleibt was übrig bleibt und am ende bleibt nicht einmal frieden übrig und wenn er nur noch übrig bliebe was wäre das denn für ein frieden was hätte er denn welchen platz im leben die sehnsucht ist schon unbestimmt geworden der blick giert nach und nach du willst leben ohne risiko mit jedem schritt in vollkasko so heißt dein land es ist aus versicherteter sicherheit und niemand klappt fenster auf des nachts und wacht auf im ungewissen alles ist vernetzt und niemand fragt nach dem sinn der sprachlosen worte der leer gewordenen gedanken die zeit fotografiert alles was unnötig ist hat an raum gewonnen wer bewertet wer entwertet wer rettet die ehre nichts bleibt und dann vergisst einer die zeit jung an tagen und berührt spürbar das herz ist kartografiert worden als wäre es eine landschaft die sich aufzeichnen liesse als wäre es eine oberfläche aber bei weitem gefehlt nicht zu berechnen hinter den herzschlägen pulsiert etwas für das sich keine worte finden nicht heute nicht morgen nicht hier

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Freitag, 26. August 2011

Satzwerk 34

man schreibt mehr über die liebe als man bereit ist sich hinzugeben sie verplanen dich durch und durch an den haltestellen triffst du trittbrettfahrer sie erzählen von angeblicher liebe wenn das so leicht wäre hätten sie aufgehört über ihr scheitern eine hülle wortgewandter reflexionen zu legen manchmal mag ich keine worte erfinden müssen manchmal genügt mir das schweigen die bewegung der lippen der hunger in den augen der sich auflöst im gegenblick wenn tag und nacht zum schichtwechsel antreten bleibt viel für uns manchmal schreibe ich worte über die liebe aber sie muss sich erspürt haben zwischen dem flussbett im samt der aufkommenden gladiolen wächst die zärtlichkeit wuchert aus bedingungslosem glück der flaum von blattgold über den flügeln der bienen die sich im sonnenblumenbett dort wäre ich gerne mit dir gewesen mitten im tag zwischen verkehr einfach eintauchen in eine gegenzeit ausprobieren ausprogrammieren scheitern und glücklich sein weil du nichts festlegen musst und von herzen geliebt bist der worte wegen nicht und doch der worte freude wegen wie das passieren konnte nach all den jahren des vergeblichen suchens und der begriff übrig mehr als hoffnung schien die kleine schnittmenge als genügsamkeit jetzt schreibst du wieder über liebe und fühlst weil du gespürt wie schön das ist geliebt zu sein für das du bist

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Freitag, 19. August 2011

Satzwerk 33

dem leben erliegen das leben erlegen sich nicht mehr belügen und an sich glauben an die veränderungen die geschehen sind die fülle der gedanken macht sich von selbst die sorge die mehrzahl dessen was dich fragen lässt zerplatzt dann hinterher löst sich von selbst musst du dich nicht immer um das wohl der anderen sorgen geh davon aus dass sie sich selbst entwachsen sind sich ungezügelt ungezähmt dem hingegeben haben der über allem eine andere schrift geschrieben hat der seine spuren unsichtbar und immer wieder legt der seine tage führt du musst dich nicht dem leben ausliefern du hast es selbst in der hand ohne es zu zügeln gib all die schranken die du auf der haut und im herzen trägst gib sie hin verschreibe dich nicht monoton gereihten glasparzellen nähre weder morgens noch abends die leeren mägen der einkaufszentren bauen versprechungen die lügen die lüste habe sich gewandelt man hat sich angepasst ist selbstvergessen in ein anderes körperland gegangen die wilden flüsse sind ausgetrocknet jetzt schwimmt man nur noch im kanal trägt keine handgeschriebenen worte mehr bei sich genügt sich viel zu sehr und noch mehr passt man sich und kennt nicht mehr den kühnen wind der weit vom meer sich schreiend über wasser hält du musst dich nicht ans leben ausliefern aber es ist das beste ohne wenn und aber hineinzugleiten in das leben das dich liebt vom grund des herzens unbedingt

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Freitag, 12. August 2011

Satzwerk 32

diese geschlossenen gesellschaften verstrickt vernetzt unzugänglich und sonst schon lange nichts mehr schweigen nichts mehr verschweigen aber nichts mehr zu sagen haben an der lichtschranke zum richtigen leben stehen keine wärter mehr keine sonnenwärter mehr ein sommerregenland in dem sie ein neues leben beginnen wollen und mit dem alten noch nicht annähernd fertig sind nichts abschliessen können keine stellschienen eigene pläne verschweißt vergessen verschwiegen jemand hat die taktik entziffert den absturz prognostiziert programmiert gefallen hinter den wetterkurven die gewitter von mähdreschern sie schneiden phrasen reißen wartenummern herunter an den verbrannten feldern warten gefallene engel erschrocken die gesichter blank sie erzählen vom wert braver menschen auf eine neue weise sie stromern am fluss der schicksale und gehen nicht mehr unter sie wagen es neu stellen sich in ein lichtbad reißen verbotsschilder runter und schreiben ein buch über die beschaffenheit eines neubeginns am ende des tages am ende der geschlossenen gesellschaften im richtigen leben siegt dann die kraft des lachens wuchert ins zeitungsgrau und vernichtet das geschwätz von gestern aufrichtig energievoll geschwungen diese kraft diese aufgekommene kraft des lachens hinter den häusern in denen sie mit licht spielen

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Freitag, 5. August 2011

Satzwerk 31

den tag mit wachen augen verführen schauen über den tag augenblicke legen verfolgen was das leben so alles bietet wenn man schweigt stillsteht wenn man bewegt ohne etwas zu tun was das leben so alles bewegt in einem glück wie sich feuer ins glas aufschwingt zu immer neuen formen und farben sich verzweigt heute spielt keiner eine geige und schon gar nicht die erste nur die stille steht da und atmet wie ein großes geheimnis eine große herausforderung wenn das schwierige da ist und du dennoch vom tag verführt bist und es nicht wahrhaben willst es nur anzunehmen wenn du nichts tun kannst einfach dasitzen musst nichts tun und nichts tun können weil es nichts zu tun gibt und auch wenn das schwierige gar nicht im ursprung bei einem selbst ist auf sich selbst zurückgeworfen sein und schauen wie das schwierige bleibt und auf sich schauen und doch den verführungen des lebens bei allem schwierigen eine waagschale schenken und lernen sich an dem stillen glanz eines blauen himmelssee zu freuen wenn wolkenkränze aufziehen und kehrtwenden auf dem gefleckten asphaltfell vollziehen dann nachsichtig sein milde und den mut zur demut als geschenk zu spüren

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Freitag, 29. Juli 2011

Satzwerk 30

steinerne solitären zwischen kirschbäumen beton wie seide onduliertes acryl in der ferne verreisen die wolkenschiffe morgen könnte es grau in grau sein es sind die vorstellungen die einfluss haben jeder hat seine wahrheit der gegenwart und der vergangenheit einer tut ungewöhnliche dinge voller mut traut er dem was er noch nicht kennt lässt sich verführen von visionen eine brücke die keine brücke ist die du kennst eine andere brücke von werkhaus zu werkhaus ein löschstation eine schrift der zeit du sollst wiederkommen wenn es regnet wenn die kirschbäume blühen wenn die tatamiwände die schatten bergen wenn die brüchige kante das blau aufbricht einer baut schrägen während das feuerwehrschiff in der weite ankert die strasse auf einem tablett klare linien eindeutige farben ausdehnende giebel nachts verschwinden die wände im dunkel zwölf fensterlaternen verändern den blick die kuppel bleibt ein bogen von ast zu ast eine schwarze linie eine lange weile ein besonderer tag so und so

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Freitag, 22. Juli 2011

Satzwerk 29

klee geschwungene stahlbögen ein unsicherer wegweiser am falschen ende der parkrabatten biographien einer anderen zeit andere mechanismen andere gedanken und heute ein anderer blick die maissegel ankern vor den eingängen die grauen schiffe fahren durch die wasserstädte kein meer mehr sehnt sich einer danach die zeichen zu verstehen ein anderer erniedrigt die bilder und sich selbst noch viel mehr was hätte man heute gemacht die farben neu erfunden oder ihre bedeutung oder sich dem gestellt was in bewegung ist und keiner bedeutung bedarf sondern urzustand ist vielleicht hättest du länger gelebt die zeit war modern und ihre widersacher voller gewalt was ist der unterschied zu heute was zählt ist das du rosenhäfen erfunden hast und etwas hinterlassen hast viel mehr als viele und das zählt das ursprüngliche der fluss auf dem die farben sich in schwarzen linien und weissen ufern verfangen und pflanzen tiere sterne städte ein anderes gesicht bekommen als das vertraute und man sich hinein begeben muss in erfundene namen fremde gesichter fische ohne flügel und frühes leid am anderen ende und diesseitig bist du nicht fassbar aber in der kurve gibst du dem buchstaben eine neue form den beinen der vögel eine unklare wende hinter den farben schaffst du eine neue landschaft voller neuer farben formen die man erfinden musste und die du uns zurück lässt unvollständig die bilder an den wänden sind wie eine bedruckte seele die geblieben ist eine wand die vom herzen blieb ein gedanke ein wort an der wand und doch viel viel mehr

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Freitag, 15. Juli 2011

Satzwerk 28

sich selbst erlauben den unnützen gedanken einen tag schenken ankommen und zu hause sein wo man nicht wohnt und doch zu hause sein zwischen sonne und regen die gebrochenen hibiskusblüten klar wie die luft nach dem gewitter glaube deiner inneren stimme sage wahrheiten das ist besser als sich einem schweigegelübde zu verpflichten kein grund zu gefallen sich konventionen zu fügen die fremde frau mit der silberkrone und den abgelegten füssen ohne namen fährt eine schlange entlang in den schächten lichtschleusen sie bereiten uns aus selbstverständlichkeit und zuneigung ein netz ein nest eine herzkammer voller platz voller weite die vergebenen gelegenheiten kommen nicht wieder und müssen auch nicht wiederkommen wie schön wenn sich neues fügt beständiges in der veränderung bleibt wenn die freude über das bewusstsein einen schützenden mantel trägt damit der blitz nicht einschlägt man muss keine weiten wege gehen um menschen zu kennen die ihr herz öffnen man kann es einfach haben wenn man sich selbst sein herz öffnet zuhört mit wachen augen schaut den fluss in bewegung hält wenn man sich sicher sein kann unbedingt angenommen zu sein wenn man sich sicher ist über die wichtigkeit von menschen und alles andere an bedeutung verliert jeder stein jedes blatt jedes bild wenn man sich nichts vorgaukelt sondern ehrlich ist mit sich selbst dann kommt gleich nach der liebe die freundschaft und die bedingt der liebe ungemein

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Freitag, 8. Juli 2011

Satzwerk 27

zielgeraden verordnete schweigezeiten zum denken schauen hören hinhören weggehen von sich selbst der welt den bekannten ordnungen still werden platten ohne tonspuren ohne wiederholungen emotionale erfahrungsgedächtnisse tiere mit großen herzen giraffensprache der größte verlust ist der menschliche alles andere verliert an bedeutung viel zu sehr tragen wir an den scheinbar wichtigen der anderen vorwürfe nachtragen nachwürfe nachreden ohne echo wofür lohnt sich das denn wirklich viel lieber solltest du den neuen tag auspacken anfassen liegen bleiben und in dich schauen wenn du wieder bei dir angekommen bist nicht an diesem vorgemachten leben kleben aufstehen wohin könnte man gehen mit sich auf die reise bis ins zentrum der seele und dem tag jedem neuen tag etwas schenken er gibt sich dir hin gib dich ihm hin verstreue sorgen ängste fragen sammle lichtblicke nähre dich an farben sinnlichem blau grün wasserflügel und verpasse nicht den einsatz wenn ein mensch wenn der mensch der dir anvertraut nach deinem herz begehrt dann sei wach bereit offen für wunder

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Freitag, 1. Juli 2011

Satzwerk 26

"Niemals geht man so ganz ..."

Trude Herr

aufbrechen mitten im sommer die stockwerke wechseln entschlossen sich hingeben nichts mitnehmen und doch alles bewahren hinter der warmen herzwand neue gesichter neue strassen unerkannte sprache ein fenster in eine andere welt und wissen heimat ist hier und hier und dort wo die verbindungen bleiben netzwerke wortreihen ansätze handstreiche bevor die zeit sich eine auszeit nimmt das leben sich in die kurve legt beschleunigt der herzschlag noch einmal in einem sommerhof augenblicke zwischen kommen und gehen tust du niemals so ganz die umarmungen von gesicht zu gesicht legen sich linien aus wärme über atemtreppen bleiben wir in einem stufengeflecht das sich über die welt legt zwischen den tagen wenn auf der anderen seite eine schneise aus licht ein unbeabsichtigter gedanke eine bewegung wird innehalten und du wirst wieder da sein versunken zwischen dachkanten hölzernen läden ein abend im sommerhof gelbe tische ausgelassene liebe menschen HEIMAT

für Mirjam und Adrian

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Freitag, 24. Juni 2011

Satzwerk 25

unerreichbare schwarzkirschen hättest du flügel wenigstens einen bleiben dir worte die schwarzkirschen den vögeln die mutter bei den eigenen vorstellungen ihre welt in der vergangenheit die sätze gleichen sich tage später verheddern sich die pläne zum glück begegnen dir verführungen eine tür zum garten für dich alleine ein fenster draussen das grüne meer ein wald und noch einer unerkannter hinter der aufregung der unberechtigten die sich breit macht wie sie will die unbedingte freude einen neuen platz gefunden zu haben eine andere furche zu legen neu säen neu entdecken die wartezeit anders erleben sich einer aufregung hingeben die du willst am morgen an morgen denken wenn dich zum ersten mal ein seitenflügel eine weisse tür dein atem der flüsternd durch die neuen räume zieht eine und noch eine und noch eine linie legt aus leisem unsichtbaren blau ein knäuel von atemlinien morgen in einigen tagen so weit sein das herz unbeschwerter die haut offen die lippen voll von sprachlosem glück

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Kleines PS in eigener Sache: Satzwerk 24 ist unter der Woche verschwunden gewesen und seit gestern wieder da, das stand letzten Freitag schon mal hier.
PPS.: Ich habe das Satzwerk gefunden, es ist in den 365 Zeilen gelandet ;-) Da muss es jetzt raus!

Donnerstag, 23. Juni 2011

Satzwerk 24

manchmal dieses glück wenn einen der mut verlässt die erinnerungen stehen ungefragt an der kalenderecke die 5th avenue an einer feldecke die kirche ist rosa und mutig das satte grün des anfangenden sommers im garten steht ein fisch mit gewölbter flosse wie gut dieser weg zu zweit in verschiedenen ansichten bleiben und gut miteinander sein in eigenen räumen leben im sommerhaus und am wasser die blühenden gärten und in den städten verkaufen sie warteschleifen manchmal braucht es mehr als den guten willen aber das sagt dann niemand ihre rückkehr ist verkäuflich staatsmänner erliegen den verführungen staatsfrauen manchmal auch den vorführungen gibt es genug die richtigen sind die ungeplanten denen du dich hingibst denen du bedingungslos voller leichtsinn und frohsinn und ohne einen gedanken an morgen der sommer hat einen sattgrünen geruch und jedes blatt verströmt die lust nach leben dieses wunder in den stockwerken zwischen gras und gras und wenn man sich versessen hat steht man auf legt worte auf und tanzt ohne platte dazu so einfach kann das leben an manchen tagen sein

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Freitag, 10. Juni 2011

Satzwerk 23

funkhäuser im schalldichten gestrüpp der straßenverzweigungen die erledigungen entledigen und dann nicht wissen wohin mit einem selbst geschehen die feiertage des herzens sollten jeden tag sein was wäre denn der wind treibt in wellen über die gräserne haut das zaudern der blüten gläserne einsichten und aussichten auf regen die innenstädte mit ihren makellosen fratzen und straßenschluchten wie einbahntalente es gibt schlimmeres als die befürchtung es gibt schlimmeres als die angst es gibt einsichten und erkenntnisse und wahrheiten und unterschiedlichkeiten aber die kurve der herzschläge lässt keine täuschungen zu wenn sich das leben aufs neue aufregt wenn die liebe daher kommt ohne ruf wenn du nicht nachlässt auch wenn es anders ist als es ist in die dunkelheit ritzt einer arme aus vergänglichem gold kaufen sie nichts was sie nicht auch bereuen könnten schreiben sie nicht aber hinter der wahrheit lauert auch der schatten er lügt nie dann steht man da der tag hat noch nicht begonnen die vögel klingen fiebrig und eine nackte frau steht im garten sie glänzt nach dem regen unvergänglich dann steht man da und kauft sich am briefkasten einen traum der vergänglich ist und wieder lauert hinter dem tag ein schatten im gestrüpp und wieder solltest du nicht überlegen sondern im kalender den tag als feiertag schreiben

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Freitag, 3. Juni 2011

Satzwerk 22

verantwortung schleicht sich unter rettungsschirme nichts funktioniert mehr in vertrauter weise undicht die hoffnung die vermutung ist abhanden gekommen wie eine schlange treibt ein merkwürdiger fluss durch die trockenen wiesen das leben hat eine begrenzte haltbarkeit und du kannst jeden tag einen platz darin suchen beginnen aufzuschreiben was man nicht mehr tun will am morgen verwerfen sie die wahl lassen liegen was sie bestellt hatten daran sterben ungehindert lebewesen die uns nähren ohne grund da sammelt sich jeden tag was an verlust ist eines der letzten tabus szenewechsel seitenhiebe aber man weiß es gibt keinen ausweg mehr es gibt keinen blick mehr zur seite die fische schwimmen auf dem trockenen felder wachsen zum himmel angewachsener speck die häuser in den speicherstädten sind leer die stille hat sich eine schneise geschnitten längst ist die ehrlichkeit nur tarnung die krise trägt das haar offen wie in besten zeiten noch stehen die tränen hinten an noch plant man schaut man sucht man auch wenn der horizont nie klarer war braucht es keine pläne keine anschauungen gibt es nichts mehr zu suchen braucht es liebe unbedingte grenzenlose liebe die sich mit dem horizont verwächst

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Freitag, 27. Mai 2011

Satzwerk 21

abends spucken die städte die menschen aus büros hallen bänder stehen nie still aber die menschen suchen sich selbst bevor sie ihre heimat manchmal nicht mehr finden die orte vermischen sich keine ruhe mehr in den leitungen die uhr bleibt in bewegung in jedem moment zünder dauernde nachrichten abends leeren sich die städte die bilder an den wänden leuchten kalt ihre worte ihre nachrichten botschaften laufen ins nichts wer schaut schon zwischen die worte wenn die erreichbarkeit eine der wichtigsten eigenschaften wäre doch endlich der augenblick zum ausschalten abschalten einschalten der eigenen sender der verlust der jahreszeiten in den sichtweisen in den gedankenkreisen in gedanken kreisen grasflügel verheddern sich mit sich selbst aber wer schaut schon hin in diesen klassenraum der natur hat ihre eigenen bewegungen ohne diese dauernden nachrichten abends spucken die städte die menschen in die straßen die bahnen die autos und doch kein zuhause arbeit erregung und angst längst schaut man nicht mehr nach möglichkeiten das geld ist eine quelle der seele fremd und wäre doch raum für brot bücher danksagungen blickrichtungen ins grün wäre doch stillstand ruhepause atemraum ein abgestellter bildschirm ein gelöschtes telefon wäre doch zärtlichkeit stille ein herzhaus bliebe doch zeit bis zu einem anderen späteren morgen an dem die städte den schlund wieder öffneten und du nicht mehr dort hin gingst wäre doch das einen gedanken wert einen oder auch zwei

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Freitag, 20. Mai 2011

Satzwerk 20

die räder nicht neu erfinden auch nicht den wein umfüllen aber die räder bewegen die worte berühren umdrehen schau wie die sommermilch schmeckt im mai übergehe die schlagbäume und lass dich nicht beirren längst ist das leben kein spiel mehr und dauert länger als neunzig minuten zum glück sind die besten sätze wie unpassende kleider man probiert ändert vernäht säumt und nimmt ihnen nicht das was sie ausmacht im glas reift die eigene meinung und der dreizehnte tag schließt das jahr noch suchst du erfolge wo du keine finden wirst noch suchst du das schiff während du den hafen schon kennst und weißt doch nicht ob die spur eine andere ist einzig die zärtliche nähe in der ferne einsatz über grenzen ein satz über grenzen ein grenzsatz ohne ferne die stimmen bleiben im netz und die blinden passagiere kommen nie an es sind die erfundenen pläne die keiner will und die sie als falsche bekenntnisse ihrer unfähigkeit ist der erfolg denn etwas sicheres die frage bleibt und die suche nach dem glück ist nicht nötig die suche nach der richtigen sichtweise die einstellung ändern nicht den wein in den schläuchen und die räder belassen sommermilch trinken die hand auf die haut legen diese hautdünne schicht vor der tür deines herzens und wissen sie ist immer offen

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Freitag, 13. Mai 2011

Satzwerk 19

unwahrscheinliches glück die zeit ist ein geborgtes gefäß voller geheimnisse sein ton seine töne bleichen mit dem fortschritt das böse das ungerechte das schicksal lebt unter deckmänteln sorgfältig mit falschen namen solide vermählt mit der ehrlichen lüge schon stehen die städte ohne erinnerung da und ihre jäger unter beschuss wer sagt noch die wahrheit wem liegt was an dir ganz ehrlich sie haben sich anwälte gebucht eine flatrate zum klagen keinen blick auf die dinge die zählen irgendwann endet der schmerz ob das gut ist weißt du nicht wirst du nie wissen das geborgte gefäß lange festhalten sei sanft und zärtlich und verleihe es nicht die zeit ist voll unwahrscheinlichem glück die gegenfüßler haben schnee und die bäume sind schwarz gebrannt in einem nest aus fischen liegen verborgene flügel ein zerbrochenes kirschblatt ein ton von einem schmetterling glück dieses unfassbare unwahrscheinliche glück

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Freitag, 6. Mai 2011

Satzwerk 18

ein schatten lag in der kurve des tages ein heller schatten eine unerwartete wendung nichts konnte das traurige herz in form bringen die sicht von aussen nach innen war eine andere als von innen nach innen sie berührte das eigene herz nicht in dem maße als wäre etwas zu entscheiden in diesem leben an den eckpunkten blätterte das licht von den wänden die worte verwischten ein einziges blatt brachte nachts den schnee der kirschblüten zu fall am berg mitten in einem sonntag beschleunigten sich die schritte schon blühten die felder gelb und die buchstaben zwischen den rillen der felder ein einziges blau einmal gingen menschen verloren sie lebten weiter aber sie hatten sich verabschiedet sie wollten das leben nicht mehr in die hände nehmen sie nahmen auch nicht mehr die füße in die hände sie rannten nicht davon weder zu sich noch zu anderen sie hatten sich verloren hatten sich in ihrem eigenen leben verloren kannten sich längst nicht mehr sie ruderten durch die tage die wasserstrassen waren leer es gab weder schiffe noch schonung es gab weder regen noch graswuchs an den ufern es gab nichts mehr was verführte keine herausforderungen herabforderungen hereinforderungen nichts einzig in den häusern ohne zahlen schleuderten sie wütende worte durch fenster auf der strasse stolperten die dann davon rollten sich zusammen ein einziges knäuel ein bündel aus zorn aus entmutigung hatten sie den kränkungen einen gewichtigen namen gegeben und konnten die worte nicht mehr löschen fanden nicht mehr den platz an dem sie neu beginnen konnten es wäre so gut gewesen in der weite nichts als einen gefegten himmel felder zwischen grün und gelb und ein erster schatten von mohn und neue worte frische reine worte aus zuneigung zärtlichkeit und verzeihung

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Freitag, 29. April 2011

Satzwerk 17

am ende des tages bleiben ratgeber lebensbegleiter die eigentlich bleifüsse für geldflüsse tragen ihre meinungen hemmschwellen insgeheim massregelungen verbote plakate für ein besseres leben in enthaltsamkeit das gute leben mit sinn und sinnlosigkeit mit kalorien und ohne mit schall und rauch ohne abzweigungen ohne fremdabstimmungen türen ohne türgriffe ein lautstarkes herz und sonst nichts einfach leben und dem folgen was die innere stimme ja die innere stimme reparieren sie wieder in schwung voller zustimmung für das leben und ein gutes gewissen wie einen rucksack voller guter sachen mit sich tragen und immer wieder die haut bestreichen und die schlagzeilen die schlagzeiten auf durchzug stellen durch tage und nächte gehen und dir selbst zustimmung geben abschriften verbrennen beginnen sich nach dir zu richten am herzschlag der wälder und über berge gehen triebfedern für stimmen zeitgenossen in zeiten des übergangs die seide ist mintgrün das herz bleibt errötet und voller gier nach ursprung liebe und lebenssinn am ende des tages am beginn der nacht wenn die flamme das staffelholz an die flamme übergibt

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Freitag, 22. April 2011

Satzwerk 16

mit was man beginnen könnte ein vogel näht mit seiner schnabelnadel die aufgerissene stille zusammen unter dem wasser der entrüstende fisch du sitzt mit der hoffnung auf dem gepäck des frühlings kräne verstümmeln das blau stimmen die verschollen geglaubt wo geht denn das hin wenn alles andere so wie die tulpen verblühen ihre morbide schönheit in diesem vergehen schon redet einer von sonnenwende in den einzelzimmern der rückkehr wartet niemand mehr niemand dem du glauben könntest du mit sicherheit eine stiege in das dunkel der zukunft bauen schreiben die worte stehen kopf vor empörung aber niemand liest sie niemand erkennt den sinn das gras wächst stetig und sichtbar als wäre alles gesagt gesät gesungen hörst du ein neues lied ein neues gedicht einer blüte fremdschöner geruch und durch die pläne kreuzt ein unbekannter fluss ein unbenanntes schiff ein wort dessen bedeutung du suchen musst kreuzt die vertrauten gestade ufert zaghafte hoffnung und der leise gedanke an den tag der sich lebenslang wiederholt

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Freitag, 15. April 2011

Satzwerk 15

auf der hintertreppe zum leben beißt sich die vernunft durch die landstriche ohne lücken im licht nistplätze in denen sich die heimat befindet zögerlich kauernd wie eine schüchterne meinung zum glück gibst du den stellvertretern keine chance sich aufzuwärmen auf deinen platz kommen sie mit einem lächeln daher absolut sicher das sie es schaffen werden aber du hast ihren einfachen tricks durchschaut ihre worte bleiben wie tote zündschlüssel vergessene umdrehungen sie legen stimmen in den raum warm weich nach vorne gebeugt atemwurzeln verzweigen an plätzen die du vernachlässigt hast jetzt gilt es worte zu säen aus liebe und das leben nicht abhängig zu machen von einem stempel rechts oder links oder von einem wunder an das andere glauben deren geschriebene gesprochene gedachte sätze nicht löschbar sind das netz ist unerbittlich alle spielzüge bleiben gespeichert die straßen auf denen du gegangen bist bleiben im andauernden licht tag und nacht und je weniger du zeigst umso unabhängiger bleibst du von wartenummern verfassungen zuständen zitaten kommentaren sondern nur mit dem leben deinem leben und der liebe von links und rechts auf augenhöhe ohne fußzeile ohne quellenverweis alles ist in dir das leben die liebe und die zuversicht

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Freitag, 8. April 2011

Satzwerk 14

wir schauten die bilder ab und die weite hatte nähe verschenkt hatte nahrung gegeben und leben gerettet die liebe war den worten angetan das war das leben und doch war es anders es war greifbar und verschwand die welt war eine zweite geworden und wenn wir uns annäherten verschwand sie wollte sich nicht gewöhnen hinter dem zungenbein die räume hinter der haut ein fenster ein wald aus undichtem gewächs eine gezogene linie auf der das lachen sich bis ins tal begab dort betonwurzeln auf der augenhöhe mit dem gelebten tag hinter den gräbern waren die beschnittenen bäume wie hochkreuze in den übergangsräumen kam die dunkle stimme besser zur geltung ohne unterlass ohne den heiseren aufschrei hattest du die welt auf pergament gezeichnet und ein paar ging nach hause die welt im arm sie hatten sie gekauft und blieben unbeirrbar nie fragten sie nach dir wenn sie sich nach den umständen erkundigten davon waren sie betroffen und deine augen erflehten ein leises wort eine berührung von schulter zu schulter einen herzschlag der sich in das unruhige gefieder atemloser gedanken legte und sie beruhigte nur danach sehntest du dich die umstände waren so wie sie waren und der schmerz war nur mühsam zum abschied bereit

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Freitag, 1. April 2011

Satzwerk 13

verwelkte straßenlaternen fallschatten prüfstände die hochnäsigen schreiben geschichte und niemand will ihre worte lesen aufnehmen verinnerlichen aber was bleibt in dieser zeit in der mut der angst gewichen ist die aufstiege sind unheimlich geworden sie loben die starken davon gibt es nichts schlimmeres als den gebeugten gang zur schaffung des eigenen vorteils die schlampigkeit die straßen haben keine haltestellen mehr mitten in der brust der städte klopft das unruhige herz die schatten sind grau und die preisschilder unkenntlich und mitten in der nacht erkennst du den kleinen unterschied zwischen vermissen und sehnen und es reißt eine unsichtbare trennlinie zwischen seele und herz dabei geht es am schluß immer darum das man an die menschen denkt die einem wichtig sind das man dafür dankt das man diese menschen kennt

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Freitag, 25. März 2011

Satzwerk 12

schlechtes gewissen war kein guter ratgeber die erinnerungen bekamen dann risse sinkflüge abstürze aus dem nichts änderte sich zu viele skeptiker versprachen dir das bleierne vom himmel als wenn man die welt reparieren könnte die lebenshöfe waren bereits zu groß und wir lernten nichts von den lektionen die uns das leben an anderer stelle zeigte die guten mächte hatten längst den kampf aufgegeben es gab noch nicht mal mehr windmühlenflügel die dauernden kurswechsel hatten nichts mehr übrig gelassen von aufrechtem gang träumten die liebenden abende aus der ferne konntest du auch im dunklen die flüsse betrachten den bäumen beim wachsen zuschauen und ihre blüten erahnen diese leuchtenden gewitter im verkommenen licht ungeschriebene buchstaben groß und klein verführten dich an den richtigen stellen und andere liebgewonnene menschen legten uns nester vor die türen unserer herzen und ihre worte schlossen stille abkommen mit unseren gedanken und waren bedingungslos es bedeutete so viel wenn man daran dachte das bald die frauen wieder ihre haut wie einen seidenen schal offenbarten an den plätzen die ich so oft mit dir geteilt hatte und in denen das licht sich ins glas setzte sich offenbarte und tag ein geschenk war vom preis befreit und sonnenblau

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Freitag, 18. März 2011

Satzwerk 11

verschämte angst zusammengezogen ein regal deines lebens war verloren gegangen zwischen den hauswänden klafften die strassen kläfften die worte an den zeitungsständen konnte man den manipulierten applaus günstig erwerben das sparte eigene gedanken und meinungen waren bequem geworden die welt war zum augenzeugen geworden griesgrämige zeitgenossen schrieben leerzeilen in ihre tagebücher sie reihten beweise für ihr unglück aneinander sorgfältig aufgelistet die fassaden trugen narben davon schenktest du eine zeitkarte und jemand schenkte ein überraschtes lächeln zurück das war ein moment den man erinnerte ein moment an den man sich erinnerte der blieb als zärtlichkeit in der kühle eines wagemutigen märzmorgens die straßenzüge bekamen andere gesichter das wasser blieb mächtiger als angenommen und in einer anderen welt verwaltete die demut den schmerz es war zu wenig übrig geblieben von den vorstellungen den plätzen die man mit dem eigenen ich füllen wollte längst reihten sie sich in die meldungen ein und übernahmen die regulierten worte und nichts blieb nichts blieb mächtiger als das eigene tun das niemand übernehmen konnte in der kühle eines wagemutigen abends im märz


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Freitag, 11. März 2011

Satzwerk 10

über die aufgebrochene wunde des winters hinweg unterwegs fusswärts auf dem kanal winken die beschriebenen seiten aus blattgold ein einziges langes gleichmässiges relief du atmest wären die wörter im gleichgewicht ein messer scharf wie kritik jemand hat die bewährten ankerseile abgeschnitten fremde kolonien von meinungen karawanen aus motorenfleisch eine stadt die sich teilt und berge wie ein fächer auf den sandbänken geriffelt perlmutt dieser eigene schimmer von licht über dem dunklen blau der nacht strohmänner und strohfrauen lohntütentiger kappen die welt sie sägen bäume sie leeren vitrinen der schlund der welt ein einziges schwarz wohin niemand weiss man würde so gerne zusammen halten man würde die welt so gerne zusammen halten aber man hält nur den schmerz der schneller vorbei sein kann als man vielleicht wollte dann weht eine blaue feder vorbei und am weg die katze mit der glocke am hals sie verabschieden sich und wünschen eine gute reise

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Freitag, 4. März 2011

Satzwerk 9

für das leben fandest du keine fahrschule die ampeln standen auf licht schonungslos hell keine schonung keine schonungen aus denen der himmel unverfälscht für das leben gab es zu häufig den tag der offenen tür sie hatten ihn in den gesichtsbüchern erfunden und bevor du wusstest was geschah war mehr geschehen als dir recht gewesen wäre wenn du gewusst hättest wie viele facetten schmerz haben konnte für manche war es ein privileg der zuwendung an den wänden hingen plakate von flüchtenden sie unterschieden sich deutlich von den flüchtlingen die welt brannte an den meeresufern die freiheit war stolz und hatte angst in den schaufenstern hingen menschen am fleischerhaken es gab preise zu gewinnen und hilfspakete nur das leben fand in keiner fahrschule statt sondern unentwegt gewagt manchmal leichtsinnig viel zu oft geplant zerstritten und sie suchten wege um sich nicht aus dem weg zu gehen und sie bewerteten alles in eine richtung dein leben bestand aus punktlisten stärker als die erfolge zählten die ausfälle es gab genügend wege um unglücklich zu sein und sich darin gut zu fühlen aber das wolltest du nicht nur ab und zu einen der mit dir dein leben durchquerte und dich mit vorsicht an den mogelpackungen den fälschungen vorbeiführte das leben war keine pauschalreise auch wenn viele danach lebten und sich in ihren vorgemachten lebensplänen eingerichtet hatten das konnte doch nicht alles gewesen sein nein das nicht und das nicht lieber wieder suchen und wenn es keine fahrschule gab wagen selbst in das unentwegte zu fahren es gab keine absicherungen keine versicherungen und viele entsicherungen an die du dich heranwagen musstest

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Freitag, 25. Februar 2011

Satzwerk 8

rückschläge vereinzelt ratschläge die sind noch schlimmer herzschläge um herzschläge die sich wellengleich im ufer verlieren und aufs neue beginnen ansichten schattenverschiebungen zu spät die strasse zu spät die einsichten zwischen den häuserzeilen verschwinden die lichtklammern halten die hoffnungen wie flatternden stoff zwischen den sonderangeboten und nur zurück ohne suche nach irgendwie wird der tag sich erneuern das lachen ist rothaarig und hat einen kalten namen sie geben sich die hände als wäre der tag ein staffellauf in der weite verblasst das grau und bleibt sich treu du könntest schreien weinen wütend sein aber wohin mit alledem wenn nicht einmal die worte ein gegenüber dort wo man bäume umarmt und die adresse in keinem navigationsgerät als wäre das herz mit einer hausnummer zu versehen die zahlen zählen nichts die aufsteigenden und absteigenden und zwischendrin glückszahlen nur nicht daran glauben ich sehe was was ich sehen will und glaube nicht jedem wort das hoffnung verspricht wo kämen wir denn hin mit schatten im gepäck und unbegrenzt die zuversicht das leben meint es ernst und doch ist es feige wenn es dir nicht die wahrheit schenkt sie belohnen inzwischen wieder die ehrlichen und die trickser haben keine konjunktur mehr bei allem dankbar werden und demütig darauf warten das die geschehnisse eintreten die verdienter sind und fair wem gegenüber schon und die bedingungen zurück geschraubt bei all den rückschlägen nur einen ruheraum suchst du noch für deinen atem deine stimme dein unruhiges herz nur einen ruheraum für dich und für dich

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Freitag, 18. Februar 2011

Satzwerk 7

was ist es denn was du verlangst was du vom leben verlangst ist das genug ist es zuviel lassen wir uns beeinflussen was ist lohnte der blick zu schauen was es einem abverlangt dieses eine leben dann bist du wieder unterwegs einzig straßen haltestellen keine zeit zum schlendern immer unterwegs mit den schwimmflügeln der gleichberechtigung an den armen dieser druck zum herzen hin wem sollst du eigentlich genügen und wem nicht und wo bleibst du selbst wer hat das steuerrad denn in der hand wem sollst du sein wenn die ferne ferne bleibt und ihre straßen die einem schon folgen stehst du nackt an der wand hast worte im gepäck ein bild einen plan und doch nichts sehnt sich mehr herbei als das schweigen die stille der räder die weggeworfenen schwimmflügel nicht mehr in den lebensflüssen treibend an den ufern bleibend nichts mehr verlangen sondern einfach sein das muss so schwierig sein sagen sie und verweben sich in ihren unerfüllten plänen und häufen neue an und immer scheint man nicht genug zu erledigen allem gerecht zu werden aber wem eigentlich außer sich selbst der eigenen bewegung dem eigenen horizont der eigenen ansicht dem eigenen gesicht das man im spiegel trifft der eigenen liebe die sich in strahlenden augen trifft die zeit ist am notwendigsten für dich selbst und das immer auch wenn es verloren scheint

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Freitag, 11. Februar 2011

Satzwerk 6

auf den ausgezeichneten seiten standen merkwürdige nachrichten sandsammler suchten sich vergebens im netz es gab wahre und falsche wunder und wunden die blieben auch wenn die schnitte verheilt waren auf dem dach der welt wählten sie zimmer ohne aussichten sie lebten von morgens bis abends und hatten ihre lebenserfolge in einer kleinen tabelle zusammengefasst es waren heimspiele längst wagten sie sich nicht mehr in die richtige welt ihre fenster waren weder startbahnen noch landebahnen sie bewegten sie auf ausfallstraßen einbahnstraßen sackgassen und es gab menschen die nutzten das aus stellten dieses ausweglose leben auf bildschirmen zur schau danach wurde es schlimmer schatten lagen wie einfräsungen hinter den mauern die leichtsinnigen waren im vorteil sie hatten die zeit wie einen dirigentenstab in der hand lebten ihr leben und folgten nicht den richtlinien die andere längst nicht mehr verstanden aus dem regen war regen geworden die menschen nagten unentwegt an den unzulänglichkeiten sie hatten viele beziehungen verloren alles war so kompliziert geworden berechnend unzuverlässig und ohne vertrauen man schmückte die fenster bunt um niemandem das elend zu zeigen das dahinter lag und im verschwiegenen machten sie sich mehr und mehr etwas vor das sie ein eigenes leben nannten sie sprachen nie von der fremdbestimmung sondern hatten schöne worte aber es waren aussätze aussätzige war es aber einzig eine herzenswarme und unbedingte beziehung zu haben zu lieben und geliebt zu werden

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Freitag, 4. Februar 2011

Satzwerk 5

schwirrflüge von kolibris in einer anderen welt schmuckfedern leuchtend mitten in der stille erzählt jemand vom leben du kannst nicht antworten nichts bliebe als ein verklingender ton einsatz zweisätze vielschichtig in den schiefen scheunen lagern die ungesprochenen sätze gedanken an die man sich nicht heran traut und die wie eigenwillige träume ein eigenes leben führen es bleibt immer etwas hinter der stirn auch wenn du nicht weißt wann du es hineingelegt hast dann steht man an weggabelungen und hat keine ahnung ob man die richtige entscheidung trifft du kannst links gehen und rechts gehen vorher musst du prüfen ob du zurück gehst oder stehen bleibst oder einen eigenen weg wählst das könnte das beste sein wer weiß das schon so genau du selbst auch nicht später wirst du sagen das das was du getan hast vielleicht das richtige gewesen ist und zu überlegen wäre ob es sich nicht einfach fügt wenn du alles abgewägt hast etwas geschieht das du nicht im blick hattest auf keiner horizontlinie geschrieben schien entstand ohne prüfzeit da war wer weiß das schon doch du kannst die eigenen träume nähren und sie auf füße stellen auf standhafte beine und ihnen raum für bewegung geben das kannst du und das ist die wichtigste pflicht im leben nach der liebe

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Freitag, 28. Januar 2011

Satzwerk 4

das blattgold von abendsonnen legte sich ungefragt auf die wände andere menschen wählten die richtigen einstellungen sie hatten lust neues kennenzulernen und sich neu wieder zu finden am morgen wenn der frost wie ein grober kamm auf dem grashaar verweilte wenn die vögel sich mitten im fluglärm ungeachtet eingerichtet hatten streunte die rar gewordene sonne am weg entlang wickelte schatten in alle richtungen und mein herz flackerte flatterte rannte hinaus sehnte sich nach menschen sehnte sich nach erkundigungen rastlos waren verpflichtungen du dientest menschen und fragtest dich nach dem sinn worte blieben auf der strecke der blick aus dem fenster war schwarz denn die abende waren einsam und lang manchmal übersättigte dich dieses alleinsein und die fragen lauerten unangenehm der tag schmolz bis zur unkenntlichkeit schwarze filme offene rechnungen mit unbekannten komponenten komponisten des lebens webten eine melodie die undurchschaubar blieb der brunnen am krug er hatte keine lust mehr hin und hinterzugehen zu zerbrechen war nicht sein sinn morgens hatten sie meinungen produziert denen du kaum entkommen konntest du wolltest den wörtern viel mehr raum geben sie neu erfinden ihnen gesichter zeichnen und sie zu anderem leben bewegen dort draußen zwischen halmen bäumen verirrten flüssen gradlinigen fenstern und vergessene wolken mit dir schauen

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Freitag, 21. Januar 2011

Satzwerk 3

flügelzangen nähren sich unter dem gras haben sie kalkverschreibungen ein falscher bericht und morgensterne fliegen hinunter ich bereue nicht dass ich mich an deine herzwand schmiegte es blieb gefährlich dieses leben hatte seine verlockungen und die freude in den gesichtsbüchern fanden sich nur fadenscheinige besuche manchmal musste man traurige lieder schreiben aber es waren auch schöne aussichten wenn sich menschen an fremden orten vertrauten wenn sie die seelen in den häfen der anderen vertäuten die luft schmeckte nach regenwaldminze und fingerherzen flugherzen tauben schliefen nachts allein das hattest du nicht gewusst dass in einem kulturbeutel kein platz für gedichte war im verdunkelten lichteingang streute jemand gerüchte mit denen es schön war umzugehen sie zu umgehen mittendrin ein tag wie jeder andere wie jeder tag wie jeder besondere tag wie jener besondere tag der einmalig blieb und sich wiederholte aber eigentlich war es ja kein besonderer tag sondern er reihte sich an all die guten an hunderte von tagen die ein eigenes gesicht hatten in das du blicken durftest in viele regungen verzückungen tränen wunderbar dieses leben in dem es immer genug für uns gab wir tauschten die erlebnisse sie prickelten wie unbekannnte gute getränke und hinterließen immer einen nachgeschmack einen so feinen und prickelnden nachgeschmack die zangenflügel zerbrachen manchmal wenn man ihnen auf die füße trat und der tag war doch irgendwie ganz besonders dieser tag an dem sich die findung des glücks jährte das sollte so bleiben und immer ganz lange wiederholen

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Freitag, 14. Januar 2011

Satzwerk 2

einfältige verschreibungen besichtigungen manche bäume stehen im blickweg genuss ohne reue sperrige stimmen flussschleifen das andere gesicht des vaters unter dem weissen kleid wuchsen die stämme der apfelbäume um ein jahr und die katze mit dem goldenen band war nie verlegen konntest du genug zurücklassen weil du gingst nicht buchsilber stand im regal ein boot war im leeren baum hängengeblieben du fragtest nicht warum auch nicht nach dem pferd im blauen mantel nahmst du das licht grätschte unter dem zaun hindurch es blieb januar und die schneefelder zogen sich aus wir redeten über gegenstände die zustände waren von den leuchtwänden flatterten orangen ins nichts und in der ferne gab es zeichen von vergessen leise klangen sie aufwärts hinter den geglätteten theken hegten menschen die vermutung des schlechten sie hätten eine große chance gehabt ihre einzigartigkeit in einem einzigen moment in ein leuchten zu transportieren in ein freundliches wort in eine geste aber sie hatten nur platz für vorwürfe beschränkungen eigensinnigkeit und keine lust auf einzigartigkeit

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Freitag, 7. Januar 2011

Satzwerk 1

wunderkerzen genügen sich in andere blickrichtungen bewegen sich selbst hinterfragen im radierten licht erkenntnisse über bücher die nicht übereinstimmen mit einem lächeln hinweggehen sie geben jeden tag grünes licht und unverkennbar stehen dennoch die zeichen auf rot du hattest keinen schnee bestellt die eigene ruhe erzeugte unruhe und die tage waren wie kopierte faltblätter andererseits pläne ungeahnte vorsehungen andere ordnungen wohnsätze freier blick auf die nähte zwischen himmel und gebirge beim zurücklaufen dieses zimtfarbene leuchten über den dürren maisstelen vertrocknete wunden wann geht das wieder weiter

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