Freitag, 27. Mai 2011

Satzwerk 21

abends spucken die städte die menschen aus büros hallen bänder stehen nie still aber die menschen suchen sich selbst bevor sie ihre heimat manchmal nicht mehr finden die orte vermischen sich keine ruhe mehr in den leitungen die uhr bleibt in bewegung in jedem moment zünder dauernde nachrichten abends leeren sich die städte die bilder an den wänden leuchten kalt ihre worte ihre nachrichten botschaften laufen ins nichts wer schaut schon zwischen die worte wenn die erreichbarkeit eine der wichtigsten eigenschaften wäre doch endlich der augenblick zum ausschalten abschalten einschalten der eigenen sender der verlust der jahreszeiten in den sichtweisen in den gedankenkreisen in gedanken kreisen grasflügel verheddern sich mit sich selbst aber wer schaut schon hin in diesen klassenraum der natur hat ihre eigenen bewegungen ohne diese dauernden nachrichten abends spucken die städte die menschen in die straßen die bahnen die autos und doch kein zuhause arbeit erregung und angst längst schaut man nicht mehr nach möglichkeiten das geld ist eine quelle der seele fremd und wäre doch raum für brot bücher danksagungen blickrichtungen ins grün wäre doch stillstand ruhepause atemraum ein abgestellter bildschirm ein gelöschtes telefon wäre doch zärtlichkeit stille ein herzhaus bliebe doch zeit bis zu einem anderen späteren morgen an dem die städte den schlund wieder öffneten und du nicht mehr dort hin gingst wäre doch das einen gedanken wert einen oder auch zwei

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Freitag, 20. Mai 2011

Satzwerk 20

die räder nicht neu erfinden auch nicht den wein umfüllen aber die räder bewegen die worte berühren umdrehen schau wie die sommermilch schmeckt im mai übergehe die schlagbäume und lass dich nicht beirren längst ist das leben kein spiel mehr und dauert länger als neunzig minuten zum glück sind die besten sätze wie unpassende kleider man probiert ändert vernäht säumt und nimmt ihnen nicht das was sie ausmacht im glas reift die eigene meinung und der dreizehnte tag schließt das jahr noch suchst du erfolge wo du keine finden wirst noch suchst du das schiff während du den hafen schon kennst und weißt doch nicht ob die spur eine andere ist einzig die zärtliche nähe in der ferne einsatz über grenzen ein satz über grenzen ein grenzsatz ohne ferne die stimmen bleiben im netz und die blinden passagiere kommen nie an es sind die erfundenen pläne die keiner will und die sie als falsche bekenntnisse ihrer unfähigkeit ist der erfolg denn etwas sicheres die frage bleibt und die suche nach dem glück ist nicht nötig die suche nach der richtigen sichtweise die einstellung ändern nicht den wein in den schläuchen und die räder belassen sommermilch trinken die hand auf die haut legen diese hautdünne schicht vor der tür deines herzens und wissen sie ist immer offen

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Freitag, 13. Mai 2011

Satzwerk 19

unwahrscheinliches glück die zeit ist ein geborgtes gefäß voller geheimnisse sein ton seine töne bleichen mit dem fortschritt das böse das ungerechte das schicksal lebt unter deckmänteln sorgfältig mit falschen namen solide vermählt mit der ehrlichen lüge schon stehen die städte ohne erinnerung da und ihre jäger unter beschuss wer sagt noch die wahrheit wem liegt was an dir ganz ehrlich sie haben sich anwälte gebucht eine flatrate zum klagen keinen blick auf die dinge die zählen irgendwann endet der schmerz ob das gut ist weißt du nicht wirst du nie wissen das geborgte gefäß lange festhalten sei sanft und zärtlich und verleihe es nicht die zeit ist voll unwahrscheinlichem glück die gegenfüßler haben schnee und die bäume sind schwarz gebrannt in einem nest aus fischen liegen verborgene flügel ein zerbrochenes kirschblatt ein ton von einem schmetterling glück dieses unfassbare unwahrscheinliche glück

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Freitag, 6. Mai 2011

Satzwerk 18

ein schatten lag in der kurve des tages ein heller schatten eine unerwartete wendung nichts konnte das traurige herz in form bringen die sicht von aussen nach innen war eine andere als von innen nach innen sie berührte das eigene herz nicht in dem maße als wäre etwas zu entscheiden in diesem leben an den eckpunkten blätterte das licht von den wänden die worte verwischten ein einziges blatt brachte nachts den schnee der kirschblüten zu fall am berg mitten in einem sonntag beschleunigten sich die schritte schon blühten die felder gelb und die buchstaben zwischen den rillen der felder ein einziges blau einmal gingen menschen verloren sie lebten weiter aber sie hatten sich verabschiedet sie wollten das leben nicht mehr in die hände nehmen sie nahmen auch nicht mehr die füße in die hände sie rannten nicht davon weder zu sich noch zu anderen sie hatten sich verloren hatten sich in ihrem eigenen leben verloren kannten sich längst nicht mehr sie ruderten durch die tage die wasserstrassen waren leer es gab weder schiffe noch schonung es gab weder regen noch graswuchs an den ufern es gab nichts mehr was verführte keine herausforderungen herabforderungen hereinforderungen nichts einzig in den häusern ohne zahlen schleuderten sie wütende worte durch fenster auf der strasse stolperten die dann davon rollten sich zusammen ein einziges knäuel ein bündel aus zorn aus entmutigung hatten sie den kränkungen einen gewichtigen namen gegeben und konnten die worte nicht mehr löschen fanden nicht mehr den platz an dem sie neu beginnen konnten es wäre so gut gewesen in der weite nichts als einen gefegten himmel felder zwischen grün und gelb und ein erster schatten von mohn und neue worte frische reine worte aus zuneigung zärtlichkeit und verzeihung

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